Die Karawane

 

Dies ist die Geschichte von Freunden, die eine Karawane bilden. 

Schnecke   Maus   Vogel   Schwein   Elefant
(Wandbild)

 

Vorstellung

Schnecke: Ich bin langsam, aber ich erreiche mein Ziel ... !

Maus: Ich bin klein, aber oho ... !

Vogel: Ich sehe alles, aber sage nichts ! ...

Schwein: Ich bin vielleicht dick, aber nicht blöd ! ...

Elefant: Ich bin groß, aber im Denken bin ich riesig ... deshalb bin ich die Nr. 1

 


Tüpfelchen

Die kleine Maus „Tüpfelchen“ erzählt

Tüpfelchen werde ich genannt wegen meiner großen und kleinen roten Punkte. In meiner ganzen großen Mausefamilie sieht niemand so aus wie ich. Alle denken, es wäre eine schlimme Krankheit. Deshalb gehen mir alle aus dem Weg, und niemand will mit mir spielen. Das ist gar nicht schön und ich war sehr traurig.

Und so beschloß ich, wegzugehen. An einem sonnigen Morgen lief ich los, ganz weit weg, bis ich zu einem großen, dunklen Wald kam. Da suchte ich mir eine dicke Baumwurzel als Versteck und schlief da ein. Es war schon finstere Nacht. Am nächsten Morgen hatte ich furchtbaren Durst und suchte nach Wasser.

Dabei lief mir ein Frosch über den Weg. Der wusste, wo es ganz viel Wasser gibt und zeigte mir den Weg zu einem Teich. Sofort fing ich an zu trinken. Der Frosch aber sagte Quak-Quak – auf Wiedersehen – und sprang kopfüber ins Wasser.

Der Teich war umgeben von hohem Schilfgras und Sumpfdotterblumen. Plötzlich fiel von hinten ein großer dunkler Schatten auf mich … ich drehte mich um und wollte weglaufen, aber da brummte eine tiefe Stimme: „Nicht weglaufen, ich tue dir doch nichts!“. Ein langer Rüssel schlenkerte hin und her. „Ich heiße Öli und bin ein Elefant, und wie heißt du?“


Öli

Ich heiße "Tüpfelchen", kam die leise Antwort. "Oje", trompete Öli, "das paßt gut zu dir". "Bist du ganz allein?" "Ja, und du?"

"Ich auch, ich war in einem Zirkus. Da hatte ich viele Freunde. Aber dann wurde auf einmal das Zelt abgebaut, es kamen große Autos und holten die anderen Tiere - auch meine Freunde - ab. Und irgendwann war ich alleine. Niemand wollte mich haben und so bin ich einfach weggegangen. Hier im Wald gefällt es mir ganz gut."

"Ach", meinte Tüpfelchen darauf", dann laß uns doch zusammengehen. Zu zweit ist man stärker". "Gute Idee, das machen wir", freute sich Öli.

"Du kannst dich bei mir auf den Rücken setzen" und er hob mit seinem langen Rüssel die Maus vom Boden hoch und setzte sie ab. "Aber gut festhalten", brummte er noch und ging los.


Lovely

Es war schon später Nachmittag. Die Sonne schien nur noch von einer Seite in den dichten Laubwald. Da hörte Tüpfelchen ein Schnaufen und flüsterte Öli ins Ohr: "Halt mal, da ist jemand .."

Öli blieb stehen und schaute sich um. Es waren aber nur Bäume und dichte Büsche zu sehen .. Jetzt war das Schnaufen ganz deutlich zu hören! Die trockenen Äste auf der Erde krachten und knisterten und .. ein dickes, grün gestreiftes Tier kam ihnen entgegen .. und schnaufte .. und prustete .. und blieb stehen. Es starrte regungslos Öli mit der Maus auf dem Rücken an. Dann fing es an zu lachen und fiel hin .. platsch .. plumps ..!

Nun lachten auch Öli und Tüpfelchen, sie lachten so fürchterlich, dass die Maus vom Elefanten rutschte. Nur gut, dass kein Mensch in der Nähe war. Das fremde Tier erhob sich und war ein dickes, gestreiftes Schwein mit rosa Ohren.

Öli und Tüpfelchen musterten das Schwein. Darüber ärgerte sich das Schwein. Die Maus meinte beschwichtigend, sie könnten noch gut einen Freund gebrauchen, denn: "2 Freunde sind gut, aber 3 sind besser."

Jaa, grunzte das Schwein, aber ich bin eine Dame ..! "Ach so", meinte Öli, "naja, eine Frau in unserem Verein ist gar nicht so verkehrt!" Und damit war es beschlossene Sache.


Fred

Am nächsten Morgen ging es - nun zu dritt - weiter. Allerdings nicht lange, denn auf einmal stoppte Öli und starrte auf einem Baum. Neben dem Baumstamm ragte ein gelber Schnabel hervor. Öli langte mit dem Rüssel danach und zog einen langen, etwas zersausten Vogel hervor.

"He, was soll das!", rief dieser unwillig. "Du bist wohl aus einem Zoo entlaufen, was?" "Ne", sagte Öli, "aber du siehst auch etwas abenteuerlich aus". "Ich heiße Fred, das heißt eigentlich Alfred, aber jeder nennt mich Fred. Ich stamme von den 'Ka-Do-Le' ab. Ka=Kakadu, Do=Dohle, Le=Lerche. Die Kadoles sind bunt wie ein Kakadu, fliegen so hoch wie die Dohle und zwitschern wie die Lerche. Bei mir ist das etwas anders: Bunt wie ein Kakadu, ja, aber ich kann nicht fliegen, dann wird mir schlecht. Dafür krächzte ich wie eine Dohle, kann aber auch zwitschern wie eine Lerche! Soll ich euch das vormachen?" "Ja", meinte Öli zögerlich, und die anderen nickten.

Darauf holte Fred tief Luft und krächzte und zwitscherte so laut, dass die drei sich auf die Erde warfen und die Ohren zuhielten. Es war ein Graus! Schließlich erhob sich Öli und trompetete .. da war es mucksmäuschenstill.


Mrs. Glibb

Bis eine leise Stimme sagte: "Was war das?!" - Alle schauten sich um. Gerade streckte eine Schnecke ihren Kopf aus dem Schneckenhaus heraus: "Was ist denn hier los? Das war ja ein fürchterlicher Lärm! Ich konnte nicht schlafen. Wart ihr das?" "Jaa," meinte Öli zögerlich, und Fred gab zu: "Eigentlich war ich es. Aber wenn ihr nicht wollt, dass ich singe, dann lasse ich es."

"Das ist eine gute Idee," meinte die Maus, und die Schnecke nickte mit dem Kopf. Sie kam jetzt ganz aus ihrem Haus heraus. "Wo wollt ihr eigentlich hin?" Die Tiere schauten sich fragend an.


Da erzählte Fred, daß er vor  einigen Tagen in einem schönen Tal war. das ringsherum  von einem hohen Zaun  umgeben war. Er war am Zaun entlanggelaufen, bis er an ein großes Tor kam mit einem Schild:

       Tiere jeglicher Art sind willkommen, aber Menschen nicht!

Da hat er vor lauter Freude gekrächtzt und gezwitschert. Aber niemand hat ihm aufgemacht.

"Das kann ich verstehen," grunzte Öli, "bei deinem Gesang!" Und das Schwein nickte dazu, und die Maus sagte: "Die hatten sicher Angst." "Ach," meinte Fred, "das tut mir leid."

"Wenn wir alle zusammen hingehen und freundlich rufen und anklopfen, dann wird das Tor vielleicht geöffnet." "Ja," meinte Öli, "wir gehen. Du warst schon einmal da und kennst den Weg. Morgen früh, wenn es hell wird, gehen wir los. Aber vorher schlafen wir hier im Wald."

Und damit waren alle einverstanden.


Am nächsten Tag.

Nach einem langen Marsch - alle waren schon sehr müde - kamen sie tatsächlich an einen langen Zaun mit einem großen Tor.

"Endlich", seufzte das Schwein, "mir tun alle vier Pfoten weh!".
Die Schnecke sagte: "Ich fand die Reise sehr angenehm."
Darauf grunzte Lovely nur.

Aber das Tor war verschlossen und es gab keine Klingel. "Mmh", machte Öli, "mal nachdenken ..", dann richtete er seinen Rüssel auf und stieß einen ohrenbetäubenden Laut aus.
Vor Schreck fiel Fred von Ölis Kopf herunter und konnte nur mit Hilfe seiner Flügel sicher auf der Erde landen. Die Maus rutschte ebenfalls, konnte sich aber an Ölis langem Ohr festhalten. Das Schwein setzte sich vor Schreck hin, mit Mrs. Glibb auf dem Rücken.

Da ging das Tor auf, ein Löwe stand dahinter und gähnte: "Was wollt ihr?". "Wir suchen eine Bleibe, wir haben kein Zuhause", piepste Tüpfelchen. "Aha", brummte der Löwe, "na, dann kommt mal herein."
Das Tor öffnete sich weit und die Karawane zog ein. Hinter ihnen schloss sich das Tor ganz schnell.
Tüpfelchen, Lovely, Fred und Mrs. Glibb waren begeistert: Eine wunderschöne Landschaft lag vor ihnen mit vielen Bäumen, Blumen, kleinen Bächen, Seen und Hügeln.

Alle fünf Tiere waren sich einig: hier wollten sie bleiben.